D.K.A - Stylez - 2008
  Albaner
 

Kosovo - Die neue Flagge des Landes enthüllt

Sechs Sterne auf blauem Grund mit Umrissen des Landes

Kosovo - Die neue Flagge des Landes enthüllt

Kurz nach der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo ist im Parlament von Pristina die neue Kosovo Flagge enthüllt worden. Auf dunkelblauem Grund sind in gelber Linienführung die Umrisse des Landes zu sehen. Zusätzlich zeigt die Flagge sechs Sterne. "Dies ist die neue Flagge des jüngsten Staates der Welt", sagte Parlamentspräsident Jakup Krasniqi unter dem Jubel der Abgeordneten, die kurz zuvor per Akklamation die Unabhängigkeit von Serbien beschlossen hatten.

Bislang hatten die Kosovo-Albaner die albanische Flagge getragen, die auf rotem Grund einen schwarzen Adler zeigt.


Flagge Albaniens und Symbol der Albaner

Flagge Albaniens und Symbol der Albaner!


 

Die Albaner (Selbstbezeichnung Shqiptarët) sind ein im westlichen Teil der Balkanhalbinsel beheimatetes Volk. Sie sprechen das zu den indogermanischen Sprachen gehörige Albanisch. Das geschlossene Siedlungsgebiet der Albaner umfasst Albanien, Kosovo und den nordwestlichen Teil Mazedoniens sowie einige kleinere Gebiete in den angrenzenden Ländern Serbien, Montenegro und Griechenland. Auf dem Balkan leben ungefähr 6 Millionen Albaner. In Albanien und im Kosovo sind sie mit einem Bevölkerungsanteil von jeweils deutlich über 90 Prozent die dominierende Nation. In Mazedonien stellen sie etwa 25 Prozent der Bevölkerung. Viele Emigranten bzw. ihre Nachkommen leben in der Diaspora: vor allem in Westeuropa, Nordamerika und in der Türkei. Die Albaner gehören verschiedenen Konfessionen an, wie zum Beispiel der Albanisch-Orthodoxen Kirche, der Katholischen Kirche, dem sunnitischen Islam, dem Bektashi Orden sowie der protestantischen Kirche. Wobei hier erwähnt werden sollte, dass ein großer Teil der Albaner sich keiner Konfession zuordnet.

Die Albaner stammen von schon in der Antike auf dem Balkan siedelnden Völkern ab. Von ihnen selbst wird die Verwandtschaft mit den Illyrern betont, die von der Eisenzeit bis in die Spätantike im Westen der Balkanhalbinsel ansässig waren. Die Herausbildung des albanischen Ethnos vollzog sich vermutlich im Hochmittelalter. Seit dem Spätmittelalter verbreiteten sich die Albaner über ihr heutiges Siedlungsgebiet. Unter der osmanischen Herrschaft konvertierte ein Großteil der Albaner zum Islam

1912 erlangte Albanien die Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich. Fast die Hälfte der Albaner lebt seitdem jenseits der Grenzen dieses Nationalstaats. Durch die geringe Übereinstimmung des albanischen Siedlungsgebietes mit dem Territorium Albaniens gab und gibt es besonders mit den Serben und Mazedoniern ethnische Spannungen bzw. offene Konflikte. Dies führte in der jüngsten Vergangenheit zum Kosovokrieg und zur Ausrufung eines unabhängigen Staats Kosovo, der de facto ein zweiter albanischer Nationalstaat ist.




Ethnonyme

Für die Albaner haben sich historisch bedingt eine Reihe unterschiedlicher Selbst- und Fremdbezeichnungen herausgebildet. Manche dieser Namen stehen für das gesamte Volk, andere nur für Teile der Ethnie. Die Bedeutung mancher Namen hat sich im Laufe der Zeit auch verändert.

Der Name Albaner (lat. Albani, griech. Αλβανοί) war schon in der Antike gebräuchlich. Sie bezeichnete einen illyrischen Stamm, dessen Wohnsitze irgendwo nordöstlich von Dyrrachion lagen. Albani wurden auch die Bewohner des kaukasischen Albanien genannt, die mit den Illyrern nichts zu tun hatten. Die Römer bezeichneten aber in erster Linie die Einwohner ihrer Mutterstadt Alba Longa so. In der Neuzeit wurden die Albaner bzw. Albanesi zuerst von den Italienern so genannt, hernach verbreitete sich diese Bezeichnung in fast alle anderen europäischen Sprachen. Dem im Deutschen heute veralteten Terminus Albanesen merkt man die italienische Herkunft leicht an.

Shqiptarët ist seit der Neuzeit die Selbstbezeichnung der Albaner. In andere Sprachen wurde der Terminus als Synonym von Albaner übernommen, so im Deutschen als Skipetaren. Im Serbischen hat Šiptari im Gegensatz zu Albanci eine deutlich negative Konnotation.
In der Volksethymologie wird der Begriff falsch von alb. shqipe (Adler) abgeleitet, weil es so schön zum Adler Skanderbegs auf der albanischen Fahne passt. Auf Deutsch wird Shqiptarët dementsprechend mit Adlersöhne wiedergegeben. Die moderne albanische Selbstbezeichnung ist jedoch von shqipon (klar und deutlich sprechen) herzuleiten. Wie beim Ethnonym der Slawen wird eine Grenze zwischen den Sprechern der eigenen Sprache und den übrigen Menschen gezogen.

Arbëresh (toskisch) oder Arbën (gegisch) waren im Mittelalter die Selbstbezeichnungen der Albaner, die während der Türkenzeit ungebräuchlich wurden. Heute werden nur mehr die Albaner in Süditalien, deren Vorfahren im 15. und 16. Jahrhundert eingewandert sind, Arbëresh genannt. Arbën ist heute in Albanien ein gebräuchlicher Vorname und als Ortsname lebt das alte Ethnonym als Arbanasi fort.

Albanischer Volkstanz
Albanischer Volkstanz

Arvaniten (griech. Αρβανίτες) nannten die Griechen schon in byzantinischer Zeit Angehörige des albanischen Volkes. Die griechische Form des Ethnonyms ist die genaue Entsprechung des albanischen Arbën. Als Αρβανίταί tauchten die Albaner erstmals in schriftlichen Quellen auf.[1] Heute werden nur noch die Nachfahren, der im Mittelalter nach Griechenland eingewanderten Albaner als Arvaniten bezeichnet.

Das türkische Arnavutlar ist von Arbën bzw. Αρβανίταί abgeleitet. Im 18. Jahrhundert wurde das türkische Ethnonym auch von europäischen Autoren übernommen. So entstand die deutsche Bildung Arnauten als ein weiteres Synonym für Albaner. Im Westen wurde der Begriff häufig exklusiv für die muslimischen Albaner verwendet.

Seit dem 15. Jahrhundert kam im Westen für die Albaner der lateinische Name Epirotes (dt. Epiroten) auf. Wie in der Renaissance üblich suchte man nach einer antiken Parallele, und in den Albanern sah man die Nachfahren jener Völker, die in der antiken Landschaft Epirus gelebt hatten. Die Albaner wurden im westlichen Europa überhaupt erst an der Wende zur Neuzeit bekannt. Dies hing einerseits mit Skanderbeg dem Epirotarum princeps[2] zusammen, der durch seinen Abwehrkampf gegen die Türken gesamteuropäische Popularität erlangte, andererseits aber mit der Auswanderung zahlreicher Albaner nach Italien, die auf diese Weise ins Blickfeld der westlichen Völker gerieten.

Als Gegen bzw. Tosken werden jeweils die Sprecher eines der beiden albanischen Hauptdialekte bezeichnet.

Çamen (alb. Çamët, griech. Τσάμηδες) heißen jene Albaner die in Epirus südlich der Stadt Konispol leben bzw. gelebt haben. Die meisten Çamen sind während der Osmanenherrschaft zum Islam konvertiert. Aus ihren Siedlungsgebieten in Griechenland wurden sie zwischen 1914 und 1945 fast alle vertrieben.

Die Begriffe Kosovo-Albaner oder Kosovaren (alb. Kosovarët) entstanden im Laufe des 20. Jahrhunderts aus politischen Gründen. Sie dienen zur Abgrenzung von jenen Albanern, die zur Staatsnation der Republik Albanien gehören. Für die in Mazedonien und Montenegro lebenden Albaner gibt es keine eigenen Bezeichnungen.

 

Siedlungsgebiet

Die albanische Bevölkerung
in den einzelnen Ländern
Albanien 3.300.000[3]
Kosovo 1.870.000.[4]
Mazedonien 510.000
Montenegro 31.000[5]
Preševo-Region
Serbien
60.000[6]
Insgesamt 5.771.000

Das geschlossene albanische Siedlungsgebiet umfasst neben Albanien auch fast den gesamten Kosovo. Nur in einem kleinen Gebiet ganz im Norden des Kosovo stellen die Serben die Bevölkerungsmehrheit.
Am nordwestlichen Rand reicht das von Albanern bewohnte Terrain bis nach Montenegro hinein. Die Gemeinde Ulqin, das Städtchen Tuzi und die angrenzende Landschaft Malesija sind mehrheitlich albanisch besiedelt, desgleichen in einigen zu den Gemeinden Plav und Rožaje gehörigen Orten. Im Osten reichen die albanischen Siedlungen bei Preševo bis nach Serbien hinein. In Mazedonien wird ein Streifen im Nordwesten des Landes vorwiegend von Albanern bewohnt. Nennenswerte albanische Minderheiten leben im Großraum Skopje bis hin nach Kumanovo. In Griechenland war die Küstenregion des Epirus südlich bis zum Fluss Acheron noch Anfang des 20. Jahrhunderts angestammtes Siedlungsgebiet der Camen. Heute sind die Albaner dort nur mehr eine kleine Minderheit.

 

Historische Entwicklung

 

Ethnogenese

Die Vorfahren des im Mittelalter entstandenen albanischen Volkes sind Angehörige der antiken nur zum Teil romansierten Bevölkerung Südosteuropas. In Frage kommen dabei vor allem die Illyrer oder die Daker, weniger die Thraker, da letztere bereits in den ersten Jahrhunderten nach Christus nahezu vollständig hellenisiert worden sind. In der albanischen Sprache finden sich aber viel weniger altgrieche als lateinische Wörter.
Die Hypothese der illyrischen Abstammung geht von einer im Norden des heutigen Albanien und den angrenzenden Gebirgsregionen verbliebenen illyrischen Restbevölkerung aus, die dort die Umwälzungen der Völkerwanderungszeit überdauert hat. Sie stützt sich vor allem auf Ähnlichkeiten zwischen illyrischer und albanischer Sprache sowie die hohe Dichte altbalkanischer Toponyme in der fraglichen Region. Hinzu kommt die entsprechende Deutung einiger spärlicher Hinweise aus der antiken Literatur: Zum Beispiel werden bei Ptolemäus die illyrischen Albanoi und die Stadt Albanopolis genannt.[7]
Die Hypothese der dakischen Abstammung geht davon aus, dass die Vorfahren der Albaner aus dem Norden zugewandert sind und es sich bei ihnen um kaum romanisierte Daker handelt. Die Vertreter dieser Theorie begründen dies mit einer Reihe lexikalischer und grammatischer Gemeinsamkeiten der rumänischen und albanischen Sprache, die auf ein altbalkanisches Substrat zurückgehen.

Beim aktuellen Stand der Forschung kann keine der beiden Hypothesen als bewiesen gelten und es ist fraglich, ob ein endgültiger Beweis je gelingen wird, da das aus der Antike überlieferte Material aus den alten balkanischen Sprachen sich auf wenige hundert Wörter beschränkt und auch das mittelalterliche Albanisch nicht geschrieben wurde. Die wissenschaftliche Debatte zur Abstammung der Albaner wurde in den vergangenen Jahrzehnten häufig von aktuellen politischen Streitigkeiten überlagert und beeinflusst. In Albanien galt die These von der Siedlungskontinuität als unstrittig, während in Serbien und anderen südosteuropäischen Ländern fast ausschließlich die Wanderungtheorie vertreten wird.

Zum ersten Mal erwähnen an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert die byzantinischen Historiographen Michael Attaliates und Anna Komnena einen Arbanitai bzw. Arber genannten Volkstamm.[8] Die Ethnogenese der Arbanitai hatte sich in den Jahrhunderten davor im westlichen Grenzbereich zwischen dem Bulgarischen und dem Byzantinischen Reich in den Gebirgsregionen an den Flüssen Mat und Drin vollzogen. Dieses Gebiet wurde lange von keinem der beiden Reiche wirklich beherrscht und bot so einer eigenständigen Kultur, die wirtschaftlich auf transhumanter Weidewirtschaft basierte, Entfaltungsmöglichkeiten. Von der slawischen Landnahme am Ende der Völkerwanderung war das nordalbanische Gebirgsland unberührt geblieben.

Seit dem 10. oder 11. Jahrhundert breiteten sich die Arbanitai (= Arvaniten oder Albaner) langsam in Richtung Adriaküste und ebenso nach Süden und Osten aus. Dabei wurden sowohl balkanromanische und auch slawische Elemente in die entstehende albanische Ethnie integriert und teilweise assimiliert. Im Norden des albanischen Siedlungsgebiets mit der Metropole Bar als kirchlichem Zentrum dominierte im Mittelalter der westliche Katholizismus, im Süden war die griechische Kirche (mit den Metropolen Dyrrachion und Ohrid) vorherrschend. 1198 werden die Albaner erstmals in slawischer Sprache in einer Urkunde des serbischen Fürsten Stefan Nemanja erwähnt.[9] 1190 konnte Progon, Archon von Kruja, seinen Amtsbezirk von den Byzantinern unabhängig machen. Das erste Mal begründete ein Albaner ein freilich nur kurzlebiges Fürstentum.

 

Spätmittelalter und Türkenzeit

Albanischsprachiger Siedlungsraum (1861)
Albanischsprachiger Siedlungsraum (1861)

Die Albaner haben im Mittelalter kein Reich begründen können, das ihr gesamtes Siedlungsgebiet oder auch nur wesentliche Teile davon umfasste. Es entstanden seit Ende des 13. Jahrhunderts eine Reihe kleinerer Fürstentümer unter albanischen Herrschern. Diese wurden aber mehr oder weniger stark von den benachbarten Mächten Epirus, Byzanz, Serbien, Venedig und Neapel, später auch von den Osmanen beeinflusst. Dies führte dazu, dass die Albaner schon vor der osmanischen Eroberung politisch, religiös und kulturell keine Einheit bildeten.

Das Fehlen eines eigenen mittelalterlichen Reichstradition sollte sich Jahrhunderte später bei der Herausbildung der modernen albanischen Nation bemerkbar machen. Die anderen südosteuropäischen Völker bezogen sich im 19. Jahrhundert bei der Bildung ihrer Nationen auf ihre mittelalterlichen Glanzzeiten. Dies stärkte nicht nur die nationale Identität von Serben, Griechen und Bulgaren, sondern lieferte den Politikern dieser Nationen auch die Begründung, mit der sie die albanisch bewohnten Gebiete für ihre expandierenden Staaten beanspruchten.

Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts expandierten die Osmanen in die albanischen Länder. Nach einem Jahrhundert wechselvoller Kriege, unter denen insbesondere die erfolgreichen Abwehrkämpfe des Fürsten Skanderbeg, die historische Erinnerung der Albaner entscheidend geprägt haben, herrschten nach dem Fall von Shkodra (1479) die Türken mehr als 500 Jahre über Albanien und die angrenzenden Länder.

In mehreren Wellen und regional unterschiedlich ausgeprägt vollzog sich in den folgenden drei Jahrhunderten die Konversion der meisten Albaner zum Islam. Dies ging mit einem tiefgreifenden kultrellen Wandel einher; mehr noch als die mehrheitlich christlichen Nachbarvölker sind die Albaner daher von der Kultur des Orients beeinflusst worden.

 

Die Entstehung der modernen albanischen Nation

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts begannen einzelne Intellektuelle, beeinflusst von westeuropäisch Denken über Kultur und Nation, an der Schaffung einer einheitlichen albanischen Schriftsprache zu arbeiten und die ersten Werke der modernen albanischen Literatur zu schaffen. In den folgenden Jahrzehnten entstanden sowohl in den albanischen Ländern als auch in den Zentren der Emigranten (Konstantinopel, Bukarest, Boston u.a.) albanische Kulturvereinigungen; manche von ihnen gaben eigene Zeitungen heraus. Bedeutend waren z.B. die 1879 begründete der Istanbuler Gesellschaft für den Druck albanischen Schrifttums (alb.: Shoqëri e të shtypuri shkronja shqip), der Kulturverein Bashkimi in Shkodra und die Anfang des 20. Jahrhunderts entstandenen Vereinigung Vatra in Boston.

 

Albanisches Volkstum und die Politik

In Albanien selbst leben etwa 3.5 Millionen. Im Kosovo stellen sie ca. 90 Prozent von 2.2 Millionen der Bevölkerung. In der Republik Mazedonien sind 25.2 Prozent der insgesamt 2 Millionen Staatsbürger albanischer Abstammung. Albanische Minderheiten leben in Montenegro, Griechenland, Serbien, Italien und in der Türkei.

Durch die geringe Übereinstimmung des Siedlungsgebietes und des albanischen Staatsgebiets gibt es besonders mit den Serben und Mazedoniern ethnische Spannungen bzw. offene Konflikte.

Seit dem Spätmittelalter gibt es in Italien albanische Gemeinden, deren Angehörige sich selbst als Arbëresh bezeichnen. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts, besonders jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden größere Diasporagemeinden der Albaner in den Vereinigten Staaten (Zentren Boston, New York, Michigan und Baltimore), in Kanada, in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Großbritannien, Skandinavien, Australien und in der Türkei (Zentren Istanbul und Izmir).

Bei den auch publizistisch ausgetragenen ethnischen Konflikten der Albaner und ihrer Nachbarn spielt es regelmäßig eine große Rolle, wie viele Albaner es insgesamt gibt und wie viele in den einzelnen genannten Gebieten und Staaten leben. Die jeweiligen Gegner der Albaner gehen meist von zu geringen Zahlen aus. Albanische Nationalisten dagegen überschätzen in der Regel die Größe ihres Volkes. Dieses Problem ist auch bei vielen anderen Völkern zu bemerken. Insbesondere die Zahlen für die Diaspora sind meist viel zu hoch, weil man kaum in Rechnung stellt, dass sich Albaner im Einwanderungsland assimilieren. Außerdem wird in den kosovoalbanischen Schätzungen regelmäßig vergessen, dass die Bevölkerung im benachbarten Albanien durch die Auswanderung seit zehn Jahren sinkt. Einigermaßen korrekt sind nur die offiziellen Angaben aus Albanien und Montenegro. Alle anderen Zahlen zu albanischen Populationen lassen sich kaum verifizieren. Auch die internationale Verwaltung im Kosovo hat kaum einen Überblick über die Fluktuation der Bevölkerung in ihrem Zuständigkeitsbereich. Die Übergangsverwaltung der UNO im Kosovo hat eine Volkszählung geplant.

 

Die albanische Diaspora

Die albanische Emigration im Laufe der Zeit
Zeitraum Zielgebiete
13.-15. Jhdt. Mittel- und Südgriechenland
15. u. 16. Jhdt. Süditalien und Sizilien
18. Jhdt. Arbanasi in Dalmatien
1850-1912 Konstantinopel, Bukarest, Constanta,
Triest, Sofia, seit 1880 USA
1918-1939 USA, Türkei
1945-1965 USA, Türkei
1966-1989 innerhalb Jugoslawiens: Slowenien,
Kroatien, Belgrad u. Vojevodina.
Deutschland, Österreich u. Schweiz.
seit 1990 Griechenland, Italien, Türkei
USA, Großbritannien
Deutschland, Österreich, Schweiz

Die albanischen Länder waren und sind wegen ihrer Armut seit vielen Jahrhunderten klassische Auswanderungsgebiete. Daneben waren oft auch religiöse und politische Unterdrückung Gründe für die albanische Emigration. Beginnend im 13. Jahrhundert haben zu allen Zeiten größere Gruppen von Albanern ihr angestammtes Siedlungsgebiet verlassen und sich anderswo angesiedelt. Die Auswanderer sind heute in sehr unterschiedlichem Maß mit dem albanischen Volk verbunden. Dies reicht graduell von einem über Jahrhunderte bewahrten ethnischen Bewusstsein inklusive der Benutzung und Weitergabe der albanischen Sprache bis hin zur völligen Assimilation, die sich mehr oder weniger schnell vollzogen hat.

 

Die Arvaniten in Griechenland

Vgl. den Hauptartikel Arvaniten

Im 13. Jahrhundert kamen die ersten Albaner auf Einladung lokaler Potentaten nach Griechenland. Sie waren als Bauern ebenso gefragt wie als Söldner für die Truppen des Herzogs von Athen, des Despoten von Morea und anderer Fürsten. Aber auch in eigener Regie ließen sich albanische Stämme in den durch die ständigen Kriege nur noch dünn besiedelten Regionen Thessalien, Böotien, Attika, auf die Peloponnes und auf einige Ägäisinseln. Sie siedelten dort in eigenen Dörfern. Der Zustrom hielt bis ins 15. Jahrhundert hinein an. Die orthodoxen Tosken, die sich in Mittel- und Südgriechenland angesiedelt hatten, verloren schon bald den Kontakt zu ihren Ursprungsgebieten. Sie lebten inmitten der Griechen. In ihren Dörfern sprachen sie bis ins 20. Jahrhundert hinein albanische Dialekte, die freilich im Laufe der Zeit immer mehr griechische Elemente aufnahmen. Ein Teil der Arvaniten floh Ende des 15. Jahrhunderts vor den Türken nach Süditalien und verstärkte die dort entstandenen Albanergemeinden.

Die Arvaniten nahmen seit dem 18. Jahrhundert an der Herausbildung der modernen griechischen Nation und am Befreiungskampf gegen die Türken aktiv Anteil. Ihre orthodox-christliche Identität ging wie auch bei den Griechen in ein modernes Nationalbewusstsein über. Seit der Gründung des griechischen Staats waren die arvanitischen Dialekte wenig angesehen und im Laufe der Zeit wechselten die meisten Arvaniten zur griechischen Sprache. Dieser Prozess beschleunigte sich nach dem Zweiten Weltkrieg durch Landflucht und Urbanisierung. Heute sind nur noch Reste des Arvanitischen erhalten. Vor allem in der Folklore werden noch alte Traditionen gepflegt. Die Arvaniten, über deren Zahl sich keine sicherere Aussage machen lässt, betrachten sich als Teil der griechischen Nation.

 

Die Arbëresh in Italien

Vgl. den Hauptartikel Arbëresh

Die Arberesh sind Nachkommen toskischer Emigranten, die im 15. und 16. Jahrhundert vor den muslimischen Türken nach Süditalien geflohen sind. Sie kamen vor allem aus Epirus und waren also orthodoxe Tosken. Der König von Neapel siedelte die neuen Untertanen in Kalabrien, Apulien und auf Sizilien vornehmlich in eigenen Dörfern an, wo sie auch eigene Kirchen hatten, in denen der östliche Ritus gepflegt wurde. Vor allem die anderen religiösen Traditionen haben dazu geführt, dass die sprachliche und ethnische albanische Identität im italienischen Umfeld erhalten geblieben ist. Gleichwohl haben sich im Laufe der Jahrhunderte viele Arbersh assimiliert. Gegenwärtig gibt es noch etwa 80.000 von ihnen.

 

Arbanasi in Dalmatien

Im 18. Jahrhundert wanderten einige hundert gegische Katholiken aus der Gegend von Bar ins venezianische Dalmatien ein, weil zu dieser Zeit die Unterdrückung der Katholiken im Pashaluk Shkodra zunahm. Der Provveditore wies den albanischen Flüchtlingen Siedlungsboden in der Nähe von Zadar zu, wo sie ein nach ihm benanntes Dorf Borgo Erizzo gründeten. Der später nach seinen Bewohnern Arbanasi genannte Ort ist mittlerweile ein Stadtteil Zadar. Die Bevölkerung spricht mittlerweile überwiegend kroatisch.

 

Albanische Mobilität im Osmanischen Reich

Camille Corot, Die Albanerin
Camille Corot, Die Albanerin

Die Mehrheit der Albaner sind, nachdem ihre Siedlungsgebiete Teil des Osmanischen Reiches geworden waren, in den folgenden Jahrhunderten zum Islam übergetreten. Als Angehörige der herrschenden Religion boten sich manchen von ihnen innerhalb des Reiches vielfältige Beschäftigungs- und Karrieremöglichkeiten im Heer, in der Verwaltung und in den religiösen Institutionen. Im Rahmen ihrer Tätigkeiten kamen sie in verschiedene Provinzen und in größerer Zahl auch in die Hauptstadt Konstantinopel. Lange Zeit assimilierten sie sich dort schnell an die türkischsprachige Umgebung. Viele von denen, die erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Albanien gekommen waren, bewahrten sich im Zeitalter des Nationalismus ihr ethnisches albanisches Bewusstsein. Ein Teil wurde in der albanischen Nationalbewegung aktiv. Anfang des 20. Jahrhunderts lebten tausende Albaner in Konstantinopel; bedeutende Albanergemeinden gab es auch in Alexandria, Izmir und Thessaloniki.

Bis ins 18. Jahrhundert hinein haben sich größere Gruppen von Albanern weitab von ihren angestammten Siedlungsgebieten in anderen Provinzen des Osmanischen Reichs niedergelassen. Albanische Dörfer entstanden in der Dobrudscha, in Thrakien, in Anatolien und sogar in der südlichen Ukraine. Die während der Osmanenzeit hier und dort entstandenen albanischen Gemeinden sind heute weitgehend an ihre Umgebung assimiliert.

 

Die Emigration zur Zeit der albanischen Nationalbewegung (1878-1912)

Im 19. Jahrhundert verließen Albaner ihre osmanisch beherrschte Heimat aus politischen Gründen, z.B weil sie wegen der Beteiligung an verbotenen nationalen Aktivitäten mit Gefängnis bedroht wurden. Einige hundert bis einige Tausend Mitglieder zählende Emigrantengemeinden entstanden in den rumänischen Städten Bukarest und Constanta, nach der bulgarischen Unabhängigkeit auch in Sofia. Viele blieben auch nach 1912 in Rumänien oder Bulgarien. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind sie durch Assimilation und Weiterwanderung nach Amerika verschwunden.

Emigrationsziele einer größeren Zahl katholischer Albaner waren im 19. Jahrhundert Italien und Österreich-Ungarn. In Triest bildete sich eine größere albanische Gemeinde; auch sie ist in der Zwischenkriegszeit schnell assimiliert worden.

Ende des 19. Jahrhunderts begann die albanische Emigration in die USA. Zu Beginn wanderten zumeist orthodoxe Tosken in die Neue Welt aus. Sie ließen sich vor allem in Boston und New York nieder. Die meisten dieser frühen Einwanderer waren Analphabeten. Es gab aber auch eine kleine Gruppe Intellektueller, die sich intensiv für die muttersprachliche Bildung unter ihren Landsleuten engagierten. Die erfolgreiche Alphabetisierung - 1919 konnte mehr als ein Drittel der bis dahin 40.000 Einwanderer lesen und schreiben - war die Voraussetzung dafür, dass sich viele Emigranten kulturell und politisch für die albanische Nationalbewegung engagierten. Bald nach der Jahrhundertwende wurden die ersten Kultur- und Hilfsvereine gegründet. Seit 1906 bzw. 1907 erschienen die albanischsprachigen Zeitungen Kombi und Dielli. Auch die ersten Anfänge der orthodoxen albanischen Nationalkirche unter Fan Noli entstanden in den Vereinigten Staaten. Albanische Emigranten aus den USA nahmen 1908 am Kongress von Monastir teil. Im April 1912 wurde albanisch-amerikanische Dachverband Vatra gegründet. Nach dem Ersten Weltkrieg waren in den USA lebende albanische Intellektuelle eine wichtige Lobby-Gruppe für die nationale Sache. Sie intervenierten erfolgreich bei Präsident Woodrow Wilson und dieser setzte sich auf der Pariser Friedenskonferenz für die Wiederherstellung des albanischen Staates ein.

 

Emigration zwischen den Weltkriegen

Nachdem große Teile des albanischen Siedlungsgebiets 1912 infolge des Ersten Balkankriegs zu Serbien und zu Griechenland gekommen waren, übten die neuen Machthaber Druck auf die muslimische Bevölkerung aus, das Land zu verlassen. Viele gingen nach Albanien, jeweils einige Tausend Kosovaren und Çamen emigrierten zwischen den Weltkriegen aber in die Türkei.

Von 1919 bis 1924 - dann begrenzte die US-Regierung die Zuwanderung - kamen 20-30 Tausend Albaner in die Vereinigten Staaten. Unter ihnen waren nun auch viele Gegen, Katholiken und Muslime. Neben wirtschaftlichen Gründen, spielte bei den Kosovaren auch die Unterdrückung durch die serbischen Eroberer eine Rolle. Unter den wenigen Emigranten der 30er Jahre waren einige, die wegen ihrer Gegnerschaft zum Regime Ahmet Zogus die Heimat verlassen mussten. Bis in die 40er Jahre blieben die Albaner in Amerika eng mit ihrem Herkunftsland verbunden. Ihr politisches und kulturelles Engagement bezog sich fast immer auf Albanien und innerhalb der jungen Diaspora-Gemeinde wurde fast nur Albanisch gesprochen.

 

Emigration 1944-1989

Unmittelbar nach ihrer Machtübernahme begannen die Kommunisten Albaniens, vor allem die Angehörigen der alten intellektuellen und religiösen Eliten zu verfolgen. In den ersten Jahren nach dem Krieg konnten noch einige Tausend Gegner der Kommunisten das Land verlassen. Die meisten gingen in die USA, einige nach Italien, darunter auch Kollaborateure der italienischen Faschisten. Seit 1948 waren alle Grenzen geschlossen und scharf bewacht; Auswanderung war kaum mehr möglich.

Nach dem Zweiten Weltkrieg assimilierten sich die Albaner in Amerika mehr und mehr. Die Verbindungen zu ihren nun kommunistisch gewordenen Herkunftsländern waren weitgehend abgerissen. Hauptsprache in den Emigrantenfamilie war nun Englisch. Selbst im Gottesdienst der albanisch-orthodoxen trat das Englische neben das Albanische. Die Kinder und Enkel der Auswanderer beherrschten Albanisch oft nicht mehr. Albanischstämmige Amerikaner engagierten sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch in der amerikanischen Politik.

Im Kosovo wurden die Albaner weiterhin von den jugoslawischen Behörden unterdrückt. Zehntausende muslimische Albaner wanderten deshalb bis Mitte der 60er Jahre in die Türkei aus, die in jener Zeit als einziges Land Emigranten aus dem Kosovo aufnahm.

In den 70er Jahren waren die Kosovo-Albaner überproportional stark an der jugoslawischen Gastarbeiter-Migration in die Bundesrepublik Deutschland, die Schweiz und nach Österreich beteiligt. Etwa zur gleichen Zeit nahm auch die innerjugoslawische Migration zu. Kosovaren und Albaner aus Mazedonien siedelten sich in bis in die 80er Jahre hinein in den slowenischen und kroatischen Industriezentren und im Großraum Belgrad an.

 

Die albanische Emigration seit 1990

Der Fall des kommunistischen Regimes in Albanien, die katastrophale Wirtschaftslage in Albanien, Im Kosovo und in Mazedonien und nicht zuletzt der in einen Krieg mündende Kosovo-Konflikt haben zur größten Auswanderungswelle in der Geschichte des albanischen Volkes geführt. Es handelt sich um die größte Wanderungsbewegung in Europa seit den Vertreibungen der 1940er Jahre. Sie hat sowohl in den Herkunftsgebieten, als auch in den wichtigsten Aufnahmeländern Griechenland und Italien nachhaltige Spuren hinterlassen.

Von 1989 bis 2001 haben rund 800.000 Menschen Albanien verlassen. 1991/92 und 1997 waren aufgrund ökonomischer und politischer Krisen Jahre, in denen die Massenflucht nach Italien oder Griechenland ihre Höhepunkte erreichte. Obwohl danach Tausende in die Heimat zurückgeschickt wurden, haben sich bis 2001 über 440.000 Albaner in Griechenland angesiedelt.[10] Dort stellen die Albaner 60% aller Einwanderer. In der rasch wachsenden griechischen Wirtschaft übernahmen die Albaner vorwiegend die schlecht bezahlte Arbeit in der Landwirtschaft und im Bauwesen, für die sich keine einheimischen Arbeiter mehr fanden. Nach Italien sind seit 1990 etwa 350.000 Albaner eingewandert.[11] Mittlerweile ist in Italien auch ein dichtes Netz albanischer Migrantenvereine entstanden.[12] Auch die Türkei ist seit 1990 Zielland von Arbeitsmigranten aus Albanien.

Seit Ende der 80er Jahre haben über 200.000 Albaner das Kosovo aus ökonomischen und politischen Gründen dauerhaft verlassen. Während des Kosovo-Krieges flohen hundertausende Kosovaren außer Landes; die meisten von ihnen sind inzwischen nach Hause zurückgekehrt. Ein wichtiges Zielland der permanenten kosovarischen Auswanderung ist seit Jahrzehnten die Schweiz. Dort lebten im Jahr 2000 rund 95.000 Albaner.[13] Größere albanische Diasporagemeinschaften gibt es auch in Deutschland, Österreich[14] und Großbritannien. Im Jahr 2000 wurden in den USA 113.661 Personen albanischer Abstammung in den USA gezählt.[15] Auch die klassischen Einwanderungsländer Kanada und Australien waren in den vergangenen beiden Jahrzehnten Ziele albanischer Migranten.[16] Die englischsprachigen Länder lassen seit dem Kosovokrieg jährlich eine begrenzte Zahl Albaner legal einwandern. Insgesamt ist die albanische Emigration in den vergangenen Jahren aber zurückgegangen. Hauptgründe dafür sind einerseits die ökonomische Stabiliserung in den Herkunftsländern und die stärkere Abschottung der wichtigsten Zuwanderungsländer im Schengen-Raum. Überdies hat ein Großteil der jungen und emigrationswilligen Bevölkerung Albanien und Kosovo schon längst verlassen; dadurch ist der Auswanderungsdruck gesunken.



Kosovo

Republika e Kosovës
Република Косово / Republika Kosovo

Republik Kosovo
Flagge des Kosovo
Wappen des Kosovo
Flagge Wappen
Amtssprache Albanisch, Serbisch [1]
Hauptstadt Prishtina/Priština
Staatsform Republik
Regierungsform Protektorat der UNO/EU/OSZE
Parlamentarische Demokratie
Staatsoberhaupt Staatspräsident Fatmir Sejdiu
Regierungschef Premierminister Hashim Thaçi
Fläche 10.887 km²
Einwohnerzahl 2.126.708[2]
Bevölkerungsdichte 195 Einwohner pro km²
BIP 2.711.552.700 € (2006)[3]
BIP/Einwohner 1.275 € (2006)[3]
Währung Euro1
Unabhängigkeit 17. Februar 2008 (Proklamation)2
Nationalhymne Europahymne (provisorisch)[4]
Zeitzone UTC+1 MEZ
UTC+2 MESZ (März–Oktober)
Internet-TLD noch nicht vergeben
Telefonvorwahl +381 (vorläufig, entspricht der Vorwahl von Serbien)

+37744 (vorläufig, entspricht der Vorwahl des Mobilnetzes von Monaco)

Die völkerrechtliche Gültigkeit der Unabhängigkeitserklärung ist international umstritten.
1 siehe Währung
2 Die Unabhängigkeit wurde bislang nur von einzelnen Staaten anerkannt.
Unterteilung Kosovo und Metochien
Unterteilung Kosovo und Metochien

Der Kosovo (auch das Kosovo[5]; albanisch Kosova oder Kosovë; serbisch Косово/Kosovo, seltener: Косово и Метохија/Kosovo i Metohija) ist ein Land in Südosteuropa, das sich am 17. Februar 2008 als Republik Kosovo von Serbien loslöste und die staatliche Unabhängigkeit erklärte.

Serbien sieht Kosovo weiterhin als seine Autonome Provinz Kosovo und Metochien (serbisch Аутономна покрајина Косово и Метохија/Autonomna pokrajina Kosovo i Metohija, kurz Космет/Kosmet; albanisch Krahina Autonome e Kosovës dhe Metohisë) an.

International ist die Unabhängigkeit umstritten. Eine Reihe von Staaten erkennen Kosovo als souveränen Staat an, andere lehnen diese Anerkennung ab. Der Großteil der Staatengemeinschaft verhält sich abwartend.

Durch den Kosovokrieg 1999 verlor Serbien die faktische Kontrolle über das Gebiet. Es kam zunächst – unter formeller Wahrung der Zugehörigkeit zu Serbien – durch die UN-Resolution 1244 unter UN-Verwaltung. Die weitere Entwicklung nach der Unabhängigkeitserklärung soll durch die Rechtsstaatlichkeitsmission der Europäischen Union im Kosovo („EULEX Kosovo“) überwacht werden.




Name und Etymologie

„Kosovo“ denotiert in der Regel das Gesamtgebiet. Auch im Serbokroatischen wird Kosovo bedeutungsgleich verwendet, obwohl sich insbesondere im Serbischen die Bezeichnung Kosmet, eine Wortkombination aus Kosovo und Metochien, daneben etabliert.

Kosovo

Kos bezeichnet im Serbokroatischen die Amsel. Die Region und die heutige Provinz sind nach Kosovo Polje, dem Amselfeld, bei Priština benannt. Das Wort kosovo ist ein besitzanzeigendes Adjektiv (dt. zur Amsel gehörig) und ist daher ohne zusätzliches polje (dt. Feld) eigentlich unvollständig, hat sich jedoch in dieser Form als Abkürzung eingebürgert.

 

Metochien

Die serbische Bezeichnung Metohija leitet sich vom griechischen μετοχή (metochí „Gemeinschaft“) ab. Diese Bezeichnung wurde in Jugoslawien von staatlicher Seite seit 1974 nicht mehr gebraucht. Metochien beschreibt eine von vielen Kirchen und vor allem mit überdurchschnittlich vielen Klöstern geprägte Landschaft mit ihren vielen Mönchsgemeinschaften, auf die man sich mit der Bezeichnung letztendlich bezieht.

 

Dardania

Im Oktober 2000 präsentierte Ibrahim Rugova, der Chef der albanischen Demokratischen Liga von Kosovo (LDK) seinen Vorschlag für eine zukünftige Flagge von Kosovo. Auf ihr befand sich ein Spruchband mit der Bezeichnung „Dardania“, die Rugova als Landesnamen eines unabhängigen Kosovos vorschlug. Dardania ist unter Albanern eine verbreitete Bezeichnung für Kosovo. Es ist auch ein Vorort von Priština.[6] Er leitet sich vom antiken illyrischen Volk der Dardaner ab, die im Gebiet des heutigen Kosovos lebten.[7]

 

Geographie

Đeravica, mit 2.656 m höchster Berg des Kosovo.
Đeravica, mit 2.656 m höchster Berg des Kosovo.
Rinderhaltung spielt im Prokletije eine Rolle, Schafzucht dagegen überwiegt vor allem in der Šar Planina
Rinderhaltung spielt im Prokletije eine Rolle, Schafzucht dagegen überwiegt vor allem in der Šar Planina

Kosovo ist eine Binnenregion im Zentrum der Balkanhalbinsel. Es grenzt im Südwesten an Albanien, im Nordwesten an Montenegro, im Norden und Osten an Serbien bzw. das Engere Serbien und im Südosten an Mazedonien. Tektonisch sind die Einebnungen des Amselfeldes und Metochiens gänzlich von Gebirgen begrenzt. Die Gebirgsgruppen des Prokletije grenzen den Kosovo zu Montenegro und Albanien, der Kopaonik zu Serbien und die Šar Planina zu Mazedonien ab. Durch diese räumliche Struktur einer von Hochgebirgen umgebenen Senke war der Kosovo zum einen schon immer eine wichtige ackerbaulich genutzte Region – bekannt ist der Amselfelder Wein – sowie Zentrum der balkanischen Fernweidewirtschaft, in dem insbesondere die Niederung Metochiens als Winterweidegebiet genutzt wurde und noch im 19. Jahrhundert von thessalischen und nordserbischen Wanderhirten aufgesucht wurde. Eine Besonderheit der Viehzucht stellt die zum Teil bis heute andauernde Nutzung von Wasserbüffeln dar.

Siedlungsgeographisch ist das höher gelegene Amselfeld (albanisch: Fushë Kosovë, serbisch: Косово поље) mit der Hauptstadt Prishtina/Priština, das sich zwischen dem Ibar und der Južna Morava als langgezogen Senke hinzieht, heute die ökonomisch wichtigere Region. Historisch war Metochien (albanisch: Rrafshi i Dukagjinit, serbisch: Metohija/Метохијa) mit den ältesten städtischen Zentren von Prizren, dem alten römischen Verwaltungszentrum und späteren serbischen Kaiserstadt sowie Peć bedeutender. Die Ebenen sind durch ein hügeliges großteils von lockeren Eichenwäldern bewachsenen Mittelgebirgsland voneinander getrennt, was die Kommunikationswege erschwert.

Mit 10.877 km² hat Kosovo etwa zwei Drittel der Größe Schleswig-Holsteins und ist mit 195 Einwohnern pro Quadratkilometer vergleichsweise dicht besiedelt.

Die Hochgebirgslandschaften an den Grenzen zu Albanien, Montenegro und Mazedonien erreichen durchweg 2.500 m. Höchste Berge sind Gjeravica/Djeravica (in der Großgemeinde Pejë/Peć) 2.656 m Bistra (Ferizaj/Uroševac) 2.640 m Marjash/Marjaš (Pejë/Peć) 2.530 m Luboteni/Ljuboten (Ferizaj/Uroševac) 2.496 m und Koproniku/Koprivnik (Pejë/Peć) 2.460 m. Großteils aus Silikatgesteinen aufgebaut, sind die Gebirge meist auch wasserreich und gut für Vieherdenhaltung geeignet. Aus kreidezeitlichen Kalken sind Karstgebirge wie der Koprivnik sowie die zentralen Teile der Šar Planina mit der Bistra aufgebaut, damit auch weniger zugänglich und wasserärmer. Zahlreiche Glazialseen finden sich insbesondere in der Šar Planina. Im Metochischen Prokletije sind drei kleine Seen um die Djeravica als Zeugnisse eiszeitlicher Vereisung der Gebirge übriggeblieben. [8].

Durch das Land fließt der Weiße Drin, welcher in der Nähe von Peja/Peć entspringt. Der Drin ist der wichtigste und mit 122 km der längste Fluss in Kosovo[9]. Einige Stauseen befinden sich an den Grenzen zu Serbien und Albanien. Der größte von ihnen ist der Gazivode mit 9,1 km²[10].

53 % der Fläche werden landwirtschaftlich genutzt, 41 % sind Waldgebiet und 5 % bebaut bzw. Stadtgebiet.

 

Klima

Kosovo verfügt über gemäßigtes kontinentales Klima mit ausgeprägten, jahreszeitlich bedingten Temperaturschwankungen. Die Temperaturen können im Sommer bis auf 40 °C steigen und im Winter auf unter −20 °C fallen, starke Schneefälle sind dabei keine Seltenheit.[11]

 

Bevölkerung

Verteilung der Ethnien in Kosovo 1991
Verteilung der Ethnien in Kosovo 1991
Verteilung der Ethnien in Kosovo 2005
Verteilung der Ethnien in Kosovo 2005

Die Bevölkerung von Kosovo wird auf circa 1,9 bis 2,2 Millionen Einwohnern geschätzt. Sie ist sehr jung: 33 % sind unter 16 Jahre alt, über die Hälfte der Bevölkerung ist jünger als 25 Jahre, nur 6 % über 65 Jahre. Die Geburtenrate übertrifft die Sterberate derzeit deutlich: 23 Geburten pro 1000 Einwohnern standen im Jahr 2003 sieben Todesfälle gegenüber, sodass die Bevölkerung ständig wächst. Die kosovarische Bevölkerung hat sich seit 1982 verdoppelt. Die Lebenserwartung der Frauen beträgt 71, die der Männer 67 Jahre. Der Anteil der Landbevölkerung liegt zwischen 60 und 65 %. Schätzungsweise 350.000 bis 400.000 Kosovaren leben im Ausland, vor allem in Deutschland, den USA, Österreich und der Schweiz.

Die ethnisch albanischen Kosovaren wuchsen im Laufe des letzten Jahrhunderts zur Mehrheit. Seit 1981 hat sich ihr Anteil von 77,4 % auf 88 % erhöht.[12]

 

Ethnische Zusammensetzung und Religion

Hauptartikel: Ethnische Minderheiten in Kosovo

Kosovo wird heute mehrheitlich von Albanern bewohnt; Schätzungen der Weltbank aus dem Jahre 2000, denen das statistische Amt von Kosovo bis heute folgt, gehen von 88 % Albanern, 7 % Serben und 5 % der übrigen ethnischen Gruppen aus. Zu letzteren gehören Türken, Bosniaken, Torbeschen, Goranen, Janjevci (Kroaten), Roma und Aschkali (Kosovo-Ägypter)[13].

Die Mehrheit der Kosovo-Albaner sind sunnitische Muslime, die Mehrheit der Serben gehören der serbisch-orthodoxen Kirche an. Es gibt unter den Albanern aber auch Katholiken und Orthodoxe, ebenso gibt es unter den slawischen Ethnien auch Muslime. Der Anteil der Konfessionslosen ist im europäischen Vergleich hoch.

 

Analphabetismus

Bei Frauen ist der Anteil an Analphabeten deutlich höher als bei Männern: 13,4 % in ländlichen Gebieten (3,8 % bei Männern) und 10,4 % in städtischen Siedlungen (Männer 2,3 %). Analphabetismus ist nicht nur vom Geschlecht, sondern auch vom Alter abhängig – in der Gruppe bis 39 Jahre liegt die Rate weit unter dem Durchschnitt, bei Frauen zwischen 55 und 59 Jahren sind knapp 20 %, bei Frauen zwischen 70 und 74 Jahren knapp 60 % Analphabeten.

 

Familie und Wohnung

Das Zusammenwohnen in einer Großfamilie ist in Kosovo weitverbreitet; die Durchschnittsgröße eines Haushalts liegt bei 6,5 Personen. Dies ist auf dem Land deutlich ausgeprägter als in der Stadt.

Die Bewohner von Kosovo sind zu 99 % Eigentümer der Räumlichkeiten, in denen sie wohnen, nur 1 % lebt zur Miete. 10 % der Haushalte verfügen über ein Zimmer, 36 % über zwei, 25 % über drei und 20 % über vier Zimmer. 93 % heizen in der Regel mit einem Holzofen, 3 % in der Regel mit Elektroöfen, nur 4 % mit Fernwärme oder einer Zentralheizung. In den Städten sind 94 % der Haushalte mit fließendem Wasser ausgestattet, in ländlichen Gegenden müssen dagegen 44 % ihr Wasser vom Brunnen holen.

 

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte von Kosovo

Ursprünglich von Illyrern besiedelt (das an einem Seitenzweig der Via Egnatia gelegene römische Theranda (das heutige Prizren) war usrprünglich eine illyrische Siedlung), kam das Gebiet des heutigen Kosovos nach der Zerschlagung des von Königin Teuta regierten Illyrischen Reichs der Labeaten im ersten Illyrischen Krieg 229/228 v. Chr. unter römische Herrschaft. Erst nach weiteren Jahrzehnten militärischer Auseinandersetzungen zwischen Römern und Illyrern wird die Region im Jahre 168 v. Chr. als Protektorat Teil des Römischen Imperiums. Seit 59 v. Chr nominell als Illyrische Provinz bezeichnet wird diese nach den Kriegen Octavians in Illyrien 35-33 v. Chr. offiziell Römische Provinz. Durch weitere Eroberungen der Römer und der Etablierung der Provinz Moesia verbleibt das heutige Gebiet Metohijens Teil Illyricums während das Amselfeld zu Moesia superior zugeschlagen wird. Neben Theranda ist das in der Nähe von Pristina gelegene Ulpiana wichtigste römische Siedlung im Gebiet des Kosovo. Durch die Reorganisation des Reiches und der Reichsteilung unter Theodosius I. wird die Region Teil Ostroms. Mit der Völkerwanderung der Awaren und der Plünderung und Einnahme der wichtigsten byzantinischen Städte in Mösien und Illyrien (Balkanfeldzüge des Maurikios) siedeln sich in deren Gefolge Slawen an. Der nachfolgenden Zugehörigkeit zum Großbulgarischem Reich wird die Region erst wieder unter Basileios II. von den Byzantinern zurückerobert. Die byzantinische Herrschaft dauert danach 200 Jahre an und wird mit der Schlacht bei Sirmium unter Manuel I. Komnenos auch gegenüber Ungarn gefestigt. Die Einbindung des serbischen Großžupans Stefan Nemanja als byzantinischem Vasall und der von Ostrom erfolgten Missionierung und kulturellen Prägung des serbischen Hofes folgt die Bildung des ersten serbischen Reichs auch auf ehemals byzantinischen Gebieten im Kosovo und Mazedonien. Mit Anerkennung der Autonomie durch das Byzantinische Reich nach den katastrophalen Ereignissen des Vierten Kreuzzuges und der resultierenden Vormachtstellung der Nemanjiden im Hochmittelalter auf dem Balkan, dehnen die Serben ihr Imperium (Raszien) zeitweilig bis nach Griechenland und Albanien aus. Mit der Niederlage des serbischen Königreichs in der Schlacht an der Maritza 1371 dringen die Türken endgültig in den Balkanraum ein. Das serbische Reichszentrum im 14. Jahrhundert im Kosovo gelegen, ist 1389 Schauplatz der Schlacht auf dem Amselfeld. Die serbisch-bosnische Allianz unter Lazar Hrebeljanovic wird von den Osmanen (Türken) geschlagen und die Gegen Ende des 14. Jahrhunderts begonnene Eroberung des heutigen Serbiens sowie Bosnien und Herzegowinas kann im Jahr 1459/1461 unter Mehmet II. vollendet werden. Serbien und Bosnien werden für die folgenden vier Jahrhunderte zu Provinzen des Osmanischen Reiches. Der Mythos der Kosovo-Schlacht begründete das Trauma und die emotionale Bindung der Serben, an die heute mehrheitlich von Albanern bewohnte Region. Die unter türkischer Herrschaft islamisierten Albaner rückten in das von Serben verlassene Kosovo-Gebiet nach.[14]

Nach dem 1. Balkankrieg wurde Kosovo 1912 größtenteils Serbien die Gegend um Pec Montenegro zugeschlagen. In der Zeit zwischen den Weltkriegen gehörte er zum ersten jugoslawischen Staat, nach dem Zweiten Weltkrieg zur Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien als Teil Serbiens. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebiet Albanien zugeschlagen, das zu dieser Zeit ein italienischer Vasallenstaat war. Mit einer Änderung der Jugoslawischen Verfassung 1974 wurden die zuvor schon bestehenden Autonomierechte erheblich erweitert, aus dem zuvor autonomen Gebiet wurde eine autonome Provinz innerhalb Serbiens.

Russischer KFOR-Soldat in Kosovo 2001
Russischer KFOR-Soldat in Kosovo 2001

Die Autonomie wurde 1989 im Rahmen der sogenannten Antibürokratischen Revolution auf Betreiben von von Slobodan Milošević durch einen Beschluss des serbischen Parlaments aufgehoben. Schon während der Jugoslawienkriege flohen auch viele Kosovaren, obwohl es im Kosovo selbst nicht zu Kriegshandlungen gekommen war. Die Kosovo-Albaner baten in verschiedenen europäischen Ländern um Asyl, weil ihre Menschen- und Bürgerrechte missachtet wurden. Es gab seit 1989 kein albanischsprachiges Schulwesen mehr, Albaner wurden willkürlich enteignet, ihre Vereine und politischen Parteien waren verboten. Die meisten im Staatsdienst beschäftigten Albaner wurden nach 1989 aufgrund ihrer Nationalität entlassen.[15]

Nachdem die internationale Gemeinschaft die Rückerlangung der Autonomie des Kosovo aus der Friedenskonferenz von Dayton im Jahr 1995 ausgeklammert hatte, verschärften sich die Konflikte zwischen den Volksgruppen weiter und mündeten schließlich in der Forderung nach staatlicher Souveränität. Sezessionistische Gruppen, darunter die Kosovarische Befreiungsliga LDK, errichteten mit der „Republik Kosova“ einen Schattenstaat, dessen Parallelinstitutionen unter anderem Schulbildung und medikamentöse Versorgung der Albaner sicherstellen sollten. Der anfangs gewaltfreie Widerstand ging ab etwa 1996 unter Führung der UÇK in kämpferische Auseinandersetzungen zwischen albanischen Freischärlern und den serbischen Streitkräften über. Bis zum Jahr 1999 vervielfachten sich die Zahlen albanischer Flüchtlinge aus dem jugoslawischen Staatsgebiet [16], besonders in Richtung der Nachbarländer Albanien und Mazedonien sowie in die Europäische Union und die Schweiz [17].

Mit der Begründung, eine humanitäre Katastrophe abwenden zu wollen, begann die NATO nach dem Scheitern der Verhandlungen von Rambouillet am 24. März 1999 mit der Bombardierung strategischer Ziele in Jugoslawien. Im Zuge des Krieges wurde der Kosovo von den internationalen Truppen besetzt und ein UN-Protektorat (UNMIK) errichtet. Während des Krieges stiegen die Flüchtlingszahlen noch einmal sprunghaft an, ebbten anschließend aber ab und viele Kosovaren kehrten in ihre Heimat zurück. Trotz der militärischen Befriedung der Region hielten die Spannungen zwischen den Ethnien jedoch weiter an. So kam es zum Beispiel im März 2004 zu landesweiten Unruhen, bei denen rund 4.000 Menschen vertrieben wurden, der überwiegende Teil davon Kosovo-Serben. [18] Die NATO verstärkte daraufhin ihre Präsenz.

Seit Beginn der UN-Mission im Kosovo stand dessen zukünftiger politischer Status regelmäßig auf der internationalen Tagesordnung. Auch nach dem Scheitern des Versuchs, mit Serbien zu einer einvernehmlichen Lösung zu gelangen, und der darauf folgenden einseitigen Unabhängigkeitserklärung des kosovarischen Parlaments vom 17. Februar 2008, ist das Thema noch immer nicht vollständig geklärt. Die Position jener Nationen, die von Beginn an eine Unabhängigkeit des Kosovo befürwortet haben, darunter das Vereinigte Königreich und die USA, wird mittlerweile von einem Großteil der westeuropäischen Staaten mitgetragen. [19] Bereits zuvor hatte die Europäische Union den Start der EULEX-Mission gebilligt, bei der 1.800 Polizisten und Juristen die Aufgaben der bisherigen UN-Verwaltung des Kosovo übernehmen sollen. [20]. Die dauerhaften Sicherheitsrats-Mitglieder Russland und China sind nach wie vor gegen eine Souveränität des Kosovo und verteidigen Serbiens Anspruch auf dessen Wiedereingliederung in das serbische Staatsgebiet.

In den Wochen nach der Ausrufung der Republik Kosovo kam es - überwiegend im mehrheitlich von Serben bewohnten Norden des Landes - erneut zu gewalttätigen Ausschreitungen, die erst durch ein Eingreifen der KFOR-Truppen beendet werden konnten. [21]

 

Politik

Anerkennung der Republik Kosovo    haben Republik Kosovo anerkannt    planen Anerkennung    haben sich für neutral erklärt oder die Entscheidung aufgeschoben    sehen die Anerkennung kritisch    lehnen Anerkennung ab    Standpunkt unbekannt
Anerkennung der Republik Kosovo
    haben Republik Kosovo anerkannt
    planen Anerkennung
    haben sich für neutral erklärt oder die Entscheidung aufgeschoben
    sehen die Anerkennung kritisch
    lehnen Anerkennung ab
    Standpunkt unbekannt

Der völkerrechtliche Status von Kosovo ist umstritten. Nach dem Ende des Kosovo-Krieges kam das Gebiet unter Verwaltung der Vereinten Nationen, blieb aber formell Teil Serbiens. Seit der Unabhängigkeiterklärung vom 17. Februar 2008 ist Kosovo aus Sicht seiner Institutionen ein souveräner Staat. Bis jetzt haben 36 UNO-Staaten, darunter alle Mitglieder der G7, Deutschland[22], die Schweiz[23], Österreich[24] und die Türkei [25] die Unabhängigkeit des Kosovo anerkannt, weitere werden laut eigener Erklärung folgen. Andere, darunter Serbien, Russland und Spanien, halten die Unabhängigkeit für rechtswidrig und betrachten Kosovo weiterhin als einen Teil Serbiens, auch wenn die serbische Regierung de facto keine Kontrolle mehr über das Gebiet ausübt. Die Unabhängigkeit soll international überwacht werden, zur Sicherung der Rechtsstaatlichkeit wird die Europäische Union die Mission EULEX Kosovo entsenden.

Sobald die EULEX ihre Arbeit aufgenommen hat, soll die bereits vom kosovarischen Parlament ratifizierte Verfassung in Kraft treten. In der neuen Verfassung werden die Gleichheit der Volksgruppen und die Bedeutung des Minderheitenschutzes besonders hervorgehoben. [26]

Die Sicherheit wird von der durch ein UN-Mandat legitimierten Friedenstruppe „Kosovo Force“ (KFOR) unter Führung der NATO garantiert. Die politische Arbeit teilen sich die UN-Mission Kosovo UNMIK und die von ihr gegründeten lokalen „Institutionen der provisorischen Selbstverwaltung“ (PISG). Daneben gibt es in serbischen Enklaven von Kosovo, insbesondere im Norden, von Serbien finanzierte und kontrollierte parallele Verwaltungsstrukturen (Schulen, Gerichte, Behörden). Diese werden von der UNMIK zwar toleriert, aber nicht anerkannt; umgekehrt erkennen die serbischen Verwaltungen ihrerseits nicht die Entscheidungen der UNMIK an.

 

Nordkosovo

Der überwiegend von Serben bewohnte Nordkosovo entzieht sich de facto der Kontrolle der Institutionen in Priština, da die Einwohner die Unabhängigkeit des Kosovo nicht anerkennen.

 

Die Übergangsverwaltungsmission der Vereinten Nationen im Kosovo (UNMIK)

UNMIK-Hauptquartier in Priština
UNMIK-Hauptquartier in Priština
Karte der UNMIK-Stützpunkte
Karte der UNMIK-Stützpunkte

Die UNMIK besteht aus vier Säulen, die von unterschiedlichen internationalen Organisationen gebildet werden:

  • Polizei und Justiz (UN)
  • Selbstverwaltung (UN)
  • Demokratisierung und Wiederaufbau der Institutionen (OSZE)
  • Wiederaufbau und wirtschaftliche Entwicklung (EU).

Wichtige Funktionen sind dem Leiter der UNMIK vorbehalten: Genehmigung des (von der lokalen Selbstverwaltung erstellten und verwalteten) Haushalts, Recht und Ordnung (Internationale UN-Polizei und lokale Kosovo-Polizei), Ernennung von Richtern, Schutz ethnischer Minderheiten, Außenbeziehungen wie der Abschluss von Verträgen mit anderen Staaten oder internationalen Organisationen, Verwaltung des Eigentums der Öffentlichen Hand, Zoll- und Geldpolitik.

Als Leiter der UNMIK und Sonderbeauftragter des UN-Generalsekretärs fungiert seit 2006 Joachim Rücker.

 

Institutionen der provisorischen Selbstverwaltung (PISG)

Repräsentanten der PISG sind der am 10. Februar 2006 vom Parlament gewählte Präsident Fatmir Sejdiu (LDK) und der kosovo-albanische Premierminister Hashim Thaçi (PDK), das Parlament und die lokalen Selbstverwaltungen.

 

Parlament

Das kosovarische Parlament
Das kosovarische Parlament
Parlamentswahl 2004
Partei
(Nationalität)
Prozent Sitze
im Parlament
LDK (alb.) 45,42 % 47 
PDK (alb.) 28,85 % 30 
AAK (alb.) 8,39 %
SLKM (serb.) 0,2 %
ORA (alb.) 6,23 %
KDTP (türk.) 1,21 %
KV (bosn.) 0,72 %
IRDK (ägypt.) 0,39 %
GIS (serb.) 0,05 %
PSHDK (alb.) 1,8 %
PD (alb.) 1,02 %
LPK (alb.) 0,66 %
PLK (alb.) 0,51 %
PDAK (ashk.) 0,37 %
SDA (bosn.) 0,37 %
GIG (gor.) 0,2 %
PREBK (rom.) 0,15 %
Quelle: Düsseldorfer Institut
für Außen-und Sicherheitspolitik,
Länderbericht Kosovo 2005

Im 120-köpfigen Parlament sind 10 Sitze für Vertreter der Kosovo-Serben, vier Sitze für Roma, Aschkali und Ägypter, drei für Bosniaken, zwei für Türken und einer für Goranen reserviert. An den letzten Parlamentswahlen 2004 (Ergebnis siehe Tabelle) nahmen nur 53,37 % der Wahlberechtigten teil; 99 % der Serben boykottierten die Wahl. Nach den Wahlen bildeten die albanischen Parteien LDK und AAK eine Koalitionsregierung. Die AAK durfte den Premierminister stellen, LDK den Präsidenten, Parlamentspräsidenten und die meisten Minister. Einziger Serbe ist der Minister für Flüchtlingsrückkehr Slaviša Petković von der „Bürgerinitiative Serbien“ (GIS). Die „Serbische Liste für Kosovo und Metohija“ (SLKM) hatte sich zwar acht Sitze gesichert, boykottiert bislang aber auf Anraten Belgrads die Parlamentsarbeit. Anfang Februar 2006 stellte sie -anderthalb Jahre nach der Wahl- ihre Mitarbeit in Aussicht.

 

Parteien

Die Zivilgesellschaft von Kosovo ist entlang ethnischer Linien in die einzelnen Gruppen aufgespalten; dies setzt sich in der kosovarischen Parteienlandschaft fort. Die Parteienlandschaft ist zersplittert, es gibt viele kleine instabile Parteien. Die politischen Parteien von Kosovo, so der UN-Sondergesandte Kai Ede in einem Bericht über die Lage von Kosovo, betrachteten Institutionen und öffentlichen Dienst als ihren Besitz; Politiker fühlten sich nicht der Allgemeinheit verpflichtet; Posten würden auf Grund politischer oder Clan-Zugehörigkeit besetzt.

 

UNMIK und PISG

Die Kompetenzverteilung zwischen UNMIK und PISG belässt die letzte Verantwortung beim Leiter der UNMIK und Sonderbeauftragten der UN für Kosovo. Er bestimmt die Richtlinien der Politik nach innen – zum Beispiel über die Genehmigung des Haushalts – und vertritt Kosovo international nach außen. Innerhalb des von ihm festgelegten Rahmens trifft die PISG Entscheidungen.

 

Problemfelder

Nach einer vom UNDP (United Nations Development Programme) unter den Bewohnern von Kosovo in der zweiten Jahreshälfte 2005 durchgeführten Umfrage bezeichneten die einzelnen ethnischen Gruppen als jeweils größtes aktuelles Problem (Angaben in Prozent der ethnischen Gruppe):

Albaner
Arbeitslosigkeit (33,8 %), Ungewissheit über den künftigen Status von Kosovo (28,3 %), Armut (19,4 %), Korruption (4,8 %), das Schicksal der Vermissten (4,3 %), Stromversorgung (3,6 %), Preise (1,2 %) ungelöste Morde (1,0 %).
Serben
Öffentliche und persönliche Sicherheit (30,7 %), Armut (15,3 %), Beziehungen zwischen den Volksgruppen (12,9 %), Arbeitslosigkeit (12,4 %), Ungewissheit über den künftigen Status von Kosovo (9,9 %), Organisierte Kriminalität (6,4 %), Schicksal der Vermissten (3,0 %), Stromversorgung (1,5 %).
Andere Minderheiten
Arbeitslosigkeit (43,5 %), Ungewissheit über den künftigen Status von Kosovo (20,4 %), Armut (17,6 %), Stromversorgung (9,3 %), Preise (2,8 %), Beziehungen zwischen den Volksgruppen (2,8 %), Korruption (1,9 %), soziale Probleme und Gesundheitsversorgung (jeweils 0,9 %).

Soweit die Binnensicht. In einem Bericht des UN-Sondergesandten Kai Eide werden aus Sicht westlicher Helfer folgende Probleme angesprochen:

  • „Polizei und Justizwesen von Kosovo sind fragile Institutionen. […] Es wird weiterhin die Anwesenheit internationaler Polizisten mit Exekutivgewalt nötig sein.“ Auch internationale Richter und Staatsanwälte seien in den kommenden Jahren unverzichtbar.
  • Korruption und organisierte Kriminalität gehörten zu den größten Gefahren für die Stabilität der Provinz. Die PISG habe nicht genug getan, um Korruption zu bekämpfen. Clan-Solidarität und das Gesetz des Schweigens erschwerten auch für internationale Polizei und Staatsanwälte die Aufklärung von Straftaten.
  • Beim Versuch, eine multiethnische Gesellschaft aufzubauen, sei nur wenig erreicht worden. Die Rückkehr serbischer Flüchtlinge stocke. Serben seien noch immer Übergriffen ausgesetzt. Um ihren Besitz zurückzuerhalten, müssten Rückkehrer langwierige Gerichtsverfahren auf sich nehmen.

 

Symbole

Beschilderung eines neuen Grenzübergangs
Beschilderung eines neuen Grenzübergangs

Viele Kosovo-Albaner verwenden die Flagge Albaniens, während die meisten Serben die Flagge Serbiens bevorzugen. Da Kosovo aber derzeit unter der Verwaltung der Vereinten Nationen steht, wurde bisher bei offiziellen Anlässen die Flagge der Vereinten Nationen verwendet. Seit der Unabhängigkeitserklärung durch das kosovarische Parlament verwendet die Regierung die neue Flagge von Kosovo.

Eine Entscheidung über eine Nationalhymne wurde bisher nicht getroffen. Presseberichten zufolge soll nach der Unabhängigkeitserklärung zunächst die Europahymne verwendet werden.[27]

 

Verwaltungseinheiten

Kommunale Körperschaften im Kosovo
Großgemeinde
(alb./serb.)
Zahl
der Einwohner
Zahl der
Siedlungen
Fläche
in km²
Deçan/Dečani 50.500 42 180
Dragash/Dragaš 34.562 37 434
Gjakovë/Đakovica 153.000 85 521
Gllogovc/Glogovac 70.400 36 k. A.
Gjilan/Gnjilane 129.690 63 515
Istog/Istok 44.610 51 k.A.
Kaçanik/Kačanik 43.009 42 306
Kamenicë/Kamenica 63.000 74 k.A.
Klinë/Klina 54.900 53 k.A.
Fushë Kosovë/Kosovo Polje 40.000 18 k.A.
Leposaviq/Leposavić 18.500 72 750
Lipjan/Lipljan 76.143 71 422
Malishevë/Mališevo 65.520 43 k.A.
Mitrovicë/Mitrovica 107.045 49 350
Novobërdë/Novo Brdo 3.751 28 k.A.
Obiliq/Obilić 28.653 20 k.A.
Rahovec/Orahovac 78.297 35 276
Pejë/Peć 91.112 95 k.A.
Podujevë/Podujevo 131.300 78 633
Prishtinë/Priština 564.800 k.A. 854
Prizren/Prizren 221.374 76 k.A.
Skenderaj/Srbica 70.414 52 k.A.
Shtërpcë/Štrpce 13.633 16 k.A.
Shtime/Štimlje 29.000 22 k.A.
Suharekë/Suva Reka 80.460 41 361
Ferizaj/Uroševac 143.842 48 345
Viti/Vitina 59.810 k.A. 300
Vushtrri/Vučitrn 102.662 66 344
Zubin Potok/Zubin Potok 14.800 64 335
Zveçan/Zvečan 16.600 45 104
k.A.: keine Angaben
Quelle: OSZE-Regionalberichte 2005

Kosovo ist in 30 Großgemeinden aufgeteilt (siehe Tabelle). Zu den Einwohnerzahlen gibt es derzeit nur Schätzungen oder Fortschreibungen älterer Angaben. Genauere Daten sind derzeit nicht verfügbar, 2008 soll in Kosovo eine Volkszählung durchgeführt werden.

 

Wirtschaft

Währung

Offizielles Zahlungsmittel ist der Euro. Kosovo ist jedoch kein Mitglied der Europäischen Währungsunion. Die damals bereits als Zweitwährung etablierte D-Mark wurde 1999 von der UNO-Verwaltung als Währung eingeführt und später vom Euro abgelöst.

 

Ärmste Region Jugoslawiens

Innerhalb Jugoslawiens war Kosovo die ärmste Region. Ursache dafür war – neben der allgemeinen Rückständigkeit der Region – auch eine verfehlte Wirtschafts- und Strukturpolitik der Ära Tito: in Kosovo wurde überwiegend rohstofferzeugende und wenig weiterverarbeitende Industrie angesiedelt. Zwar wurde Kosovo von anderen jugoslawischen Republiken subventioniert, trotzdem lagen die Investitionen in den sechziger und siebziger Jahren bei etwa 50 % des jugoslawischen Durchschnitts. Die Subventionen gingen darüber hinaus zu einem guten Teil in den nichtproduktiven Bereich. Das Bruttosozialprodukt pro Kopf sank so von 44 % des jugoslawischen Durchschnitts im Jahr 1952 auf 27 % im Jahr 1988.[28]

1989 lag das monatliche Durchschnittseinkommen in Kosovo bei 454 Dinar (Slowenien: 1180; Kroatien: 823; Zentralserbien: 784). In den frühen neunziger Jahren wurde die wirtschaftliche Produktivität von Kosovo noch einmal halbiert. Gründe waren der Zerfall des früheren Wirtschaftsraumes Jugoslawien im Gefolge der innerjugoslawischen Bürgerkriege, internationale Sanktionen und mangelnder Zugang zu auswärtigen Märkten und Finanzen. Durch den serbisch-albanischen Konflikt kam es 1998/99 noch einmal zu einem Rückgang von 20 % – auf einem ohnehin schon sehr niedrigen Niveau.

Die Wirtschaft von Kosovo stützt sich zum einen auf kleinbäuerliche Familienbetriebe sowie Privatunternehmen im Handels- und Bausektor, die nach dem Krieg gegründet und teilweise aus Fonds der EU gefördert werden, jedoch oft unterkapitalisiert sind. Die Finanztransfers aus dem Ausland gingen seit 2003 erheblich zurück[29] Daneben gibt es 18 Agrarkombinate, 124 staatliche Unternehmen und 150 genossenschaftliche Betriebe (Stand: 2005)[30]. Diese Unternehmen befinden sich in gesellschaftlichem Eigentum („socially owned“), eine Sonderform des Eigentums im jugoslawischen Selbstverwaltungssozialismus, die nicht mit dem Staatseigentum in den anderen sozialistischen Ländern identisch ist. Nach Aussage des ehemaligen UNMIK-Chefs Michael Steiner weiß niemand, wem diese Betriebe überhaupt gehören[31]. Sie werden seit dem Jahr 2002 von der Kosovo-Treuhandanstalt (KTA/AKM) verwaltet, die der UNMIK untersteht.

 

Nachkriegs-Boom

Nach dem Kosovo-Krieg wurden rund 2 Milliarden Euro Hilfsgelder zur Verfügung gestellt. Wiederaufgebaut oder hergestellt wurden bisher 50.000 Häuser, 1.400 Kilometer Straßen sowie Krankenhäuser und Schulen. Dies führte zu einem kurzfristigen Nachkriegsaufschwung in den Branchen Bau, Handel und Öffentliche Verwaltung.

 

Außenhandelsdefizit

2003 wurden Waren im Wert von 985,6 Millionen Euro importiert, der Export (im wesentlichen Pilze, Bauholz und Altmetall) lag lediglich bei 36,3 Millionen Euro – im Ergebnis ein Defizit von rund 950 Millionen Euro. Dieses enorme Außenhandelsdefizit wuchs weiter: 2004 lag es bei rund einer Milliarde Euro, 2005 schon bei 1,13 Milliarden Euro.

 

Abhängigkeit von Kapitalzuflüssen aus dem Ausland

Die Wirtschaft hängt in außerordentlich hohem Maß von Finanzzuflüssen von außen ab (Hilfsgelder, Kapitaltransfers von Emigranten). Nach Angaben des Finanzministeriums von Kosovo sind die Überweisungen durch Gastarbeiter aus dem Ausland höher als die in Kosovo erwirtschafteten Werte. Da die Hilfsgelder zurückgehen und der Zutritt zum EU-Arbeitsmarkt auch für Kosovaren erschwert wird, birgt diese ohnehin ungesunde Struktur erhebliche Risiken. Ausländische Direktinvestitionen werden – angesichts ungewisser politischer Zukunft und problematischer Gesetzgebung bei der Privatisierung – in absehbarer Zeit verschwindend gering bleiben.

Die Unternehmen in Kosovo gehören nach einem Gesetz aus der jugoslawischen Zeit zu 20 Prozent den Beschäftigten als Aktionären; die übrigen 80 Prozent der Aktien gehören dem Staat. Diese 80 Prozent werden zur Zeit von der Treuhandagentur AKM verwaltet.

 

Schwäche der heimischen Wirtschaft

Der industrielle Sektor ist, dem neuesten Bericht der Weltbank über Kosovo zufolge, sehr schwach.[32] Die privaten Unternehmen in Kosovo sind sehr klein, haben wenig Kapital und konzentrieren sich in den Branchen Bau und Handel.

 

Mangelhafte Energieversorgung

Braunkohlekraftwerk Kosovo B bei Priština
Braunkohlekraftwerk Kosovo B bei Priština

Die Elektrizitäts-Versorgung ist mangelhaft und unregelmäßig, dies ist eines der wesentlichen Entwicklungshemmnisse. Gesamt Kosovo wird durch die zwei Kraftwerke Kosovo A und B in Obilić sowie durch ein Heizkraftwerk und eine kleineres Wasserkraftwerk mit Elektrizität versorgt.[33] Mit Stand vom Februar 2006 teilten die Elektrizitätswerke von Kosovo (KEK) das Land in drei Zuverlässigkeitskategorien ein, die von der Zahlungsmoral der in den Regionen wohnhaften Menschen abhängt. In Regionen, wo die Zahlungsmoral der Stromkunden hoch (Kategorie A) ist, erhalten den ganzen Tag durch Strom. Regionen mit mittelmäßiger Zahlungsmoral erhalten jeweils für fünf Stunden Strom (Kategorie B), danach folgt eine einstündige Unterbrechung. Regionen mit der niedrigsten Zahlungsmoral (Kategorie C) erhalten keine Stromversorgungsgarantie, es wird aber angestrebt, die Versorgung aufrecht zu erhalten im Rhythmus „zwei Stunden angeschaltet, vier Stunden abgeschaltet“.

Im sehr kalten Januar 2006 war es zu empfindlichen Engpässen gekommen – die Nachfrage lag in der Spitze bei 1.300 Megawatt, bei einer Eigenproduktion von 580 Megawatt. Es gelang nicht, die Lücke durch Importe zu schließen. Daher wurde zeitweise Kategorie A im Rhythmus 4:2 (vier Stunden an-, zwei Stunden abgeschaltet), Kategorie B im Rhythmus 3:3 und Kategorie C im Rhythmus 2:4 versorgt.

 

Arbeitslosigkeit

Es droht vor allem ein Anwachsen der Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen mit all den sich daraus ergebenden sozialen Problemen. Derzeit gibt es bei einer Million arbeitsfähiger Bevölkerung lediglich etwa 325.000 Arbeitsplätze (einschließlich nicht registrierter Schattenwirtschaft). Jährlich kommen weitere 36.000 junge Leute neu auf den Arbeitsmarkt.

In der Vergangenheit wurde die Kombination zwischen chronischer Unterbeschäftigung und sehr schnellem Bevölkerungswachstum durch Arbeitsemigration vor allem in die Schweiz und nach Deutschland gelöst. Da diese Möglichkeit so nicht mehr gegeben ist, ist mit weiterem Anwachsen der Armut zu rechnen.

 

Armut

Armut ist weit verbreitet. Betroffen davon sind vor allem Alte, Behinderte, Bewohner kleiner oder abgelegener Städte und Gemeinden sowie die Angehörigen der nicht-serbischen Minderheiten wie Roma oder slawische Moslems (Bosniaken). Die Armut in Kosovo wirkt sich auch auf andere Bereiche aus: der Sektor Erziehung ist unterfinanziert, an den Schulen wird in drei bis vier Schichten unterrichtet. Die Gesundheitsdaten der Bewohner gehören zu den schlechtesten in Südosteuropa.

 

Perspektiven

Ökonomische Zukunftschancen sehen die Experten der Weltbank vor allem in den Bereichen Energie und Bergbau. An Bodenschätzen sind Braunkohle (eines der größten Vorkommen Europas), Blei, Zink, Nickel, Uran, Silber, Gold, Kupfer oder Magnesit vorhanden. Innerhalb von einer Generation könnte Kosovo ein Energielieferant für die Region sein.[34] Auch die Landwirtschaft gilt bei der Weltbank als möglicher Wachstumssektor.

Die EU-Experten empfehlen eine Strukturreform der Landwirtschaft mit deutlichen Produktivitätssteigerungen und den Aufbau einer heimischen Industrie zunächst in den Branchen Lebensmittel, Kleidung, Möbel und einfacher Maschinenbau.

Als Haupthindernisse gelten schlechte Infrastruktur, Mangel an einschlägig ausgebildeten Fachkräften, unsichere politische Gesamtlage, mangelhafte oder fehlende Wirtschaftsreformen seitens der lokalen Selbstverwaltung.

 

Rahmendaten

Währung: Kosovo hat keine eigene Währung. Offizielle Währung ist der Euro; in serbischen Enklaven kann auch mit serbischen Dinar bezahlt werden.

Bruttoinlandsprodukt: 930 Euro pro Kopf (2003, Angaben der UNMIK), 964 Euro pro Kopf (2004, Angaben der Weltbank), 1.275 Euro pro Kopf (2004, Angaben der EU-Kommission[35]).

Wirtschaftswachstum: 2,2 % (2002), 3,1 % (2003), 3,2 % (2004), 3,5 % (2005 Schätzung)

Inflation: 3,6 % (2002), 1,1 % (2003), 1,5 % (2004), −0,5 % (2005 Schätzung)

Arbeitslosigkeit: 57,1 % (2001), 55 % (2002), 49,7 % (2003)

Armut: Nach Angaben der Weltbank leben 37 % der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze (Einkommen unter 1,37 Euro pro Tag und Erwachsener) 15 % unterhalb der Grenze extremer Armut (Einkommen unter 0,93 Euro pro Tag und Erwachsener).

 

Infrastruktur

 

Eisenbahn

Kosovo hat – durch die gebirgige Lage und die wirtschaftliche Rückständigkeit bedingt – nur ein kleines Schienennetz von 333 Kilometern für den öffentlichen Nahverkehr. Hinzu kommen 97 Kilometer, die lediglich industriell genutzt werden. Die Eisenbahngesellschaft Hekurudhat e Kosovës/Kosovske Železnice (HK/KŽ) betreibt derzeit einige Strecken, die größere Städte miteinander verbinden. Im vorrangig von Serben bewohnten Nordkosovo hat Anfang März 2008 die serbische Eisenbahn ŽS den Betrieb übernommen.[36]

 

Straßenverkehr

Es gibt derzeit 1.925 Kilometer Haupt- und Landstraßen, Autobahnen gibt es nicht. Jedoch liegt bereits ein Entwurf für eine Autobahn von Mërdare nach Morinë vor, die Kosovo mit Albanien verbinden soll. Als Baubeginn wurde Frühjahr 2006 angegeben.

Die Hauptverkehrsstraßen sind gut befahrbar. Viele Orte sind nur auf Feldwegen oder Schotterstraßen zu erreichen. Die Zahl der registrierten Fahrzeuge wird mit 215.504 für 2002 angegeben (Pkw, Lkw, Busse, Motorräder und Traktoren inklusive). Damit kämen auf ein registriertes Fahrzeug acht Bewohner. Die Statistik-Behörde von Kosovo nimmt allerdings an, dass die Zahl der tatsächlich in Kosovo verkehrenden Fahrzeuge deutlich höher ist, weil ein großer Teil davon in anderen Ländern angemeldet ist.

 

Flugverkehr

Der einzige zivile Flughafen von Kosovo liegt bei Priština. Er fertigte im Jahr 2002 insgesamt 844.098 Passagiere ab; in diesem Zeitraum gab es 4171 Flüge von und nach Priština. Die lokale Fluggesellschaft Kosova Airlines fliegt von Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart, München und Zürich nach Priština.

 

Kultur

 

Sprachen

Seit 1999 ist Englisch Verkehrssprache, bei Gesetzen und offiziellen Dokumenten ist die englische Version maßgebend. Offizielle Sprachen sind Albanisch und Serbisch, in einigen Gemeinden auch Türkisch und Bosnisch. Somit ist Kosovo eine vielfältige Sprachgegend, welches fast im ganzen Balkan spürbar ist.

 

Religion

In Kosovo sind zwei Religionen vorherrschend: Islam und Christentum (Katholizismus und serbische Orthodoxie). Das Verhältnis zwischen islamischen und katholischen Gemeinden von Kosovo gilt als gut, doch beide Gruppen haben wenige bis keine Beziehungen zur serbisch-orthodoxen Kirche.

 

Religion und Ethnien

Zum muslimischen Glauben bekennen sich die meisten Albaner, die muslimischen Slawen (Goranen und Bosniaken) und die Angehörigen der türkischen Minderheit. Die schätzungsweise 60.000 Katholiken sind fast ausnahmslos Albaner, die wenigen gleichfalls katholischen Angehörigen der kroatischen Minderheit in Kosovo sind nach dem Krieg fast alle geflohen. Die Serben gehören der serbisch-orthodoxen Kirche an. Die Gruppe der Roma/Aschkali enthält Anhänger aller drei Glaubensrichtungen.

Kosovo-Albaner definieren ihre ethnische Zugehörigkeit durch Sprache, nicht durch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion. Dies lässt sich für die slawischen Volksgruppen nicht sagen: Sowohl bei den zumeist muslimischen Bosniaken als auch bei den serbischen Orthodoxen ist Religion ein Identitätsmerkmal.

 

Islam

Der Islam in Kosovo hat zwei Organisationebenen: Die Islamische Gemeinde von Kosovo als offizieller Vertreter aller Muslime und die Organisationen der Derwisch-Orden und Sufi-Bruderschaften. Vor dem Kosovo-Krieg gab es 560 Moscheen und sechzig Tekken der Sufi-Bruderschaften, letztere vor allem in den südlichen Städten wie Pejë, Gjakova, Rahovec und Prizren. Während des Krieges wurden 218 Moscheen und fünf Tekken zerstört.

Der Sufismus in Kosovo gilt als Mischung zwischen den Glaubensrichtungen der Sunniten und Schiiten. Mitglieder des Bektaschi-Ordens, dessen Zentrum seinen Sitz in der albanischen Hauptstadt Tirana hat, waren führend in der albanischen Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts. Die Mitglieder der Sufi-Bruderschaften gelten als religiöser und nationalorientierter als die Vertreter des traditionellen Islam in Kosovo.

Die Imame werden an der Fakultät für Islamische Studien in Priština ausgebildet, dort studieren auch angehende Imame aus Albanien, Mazedonien und Montenegro. Ein vergleichsweise aktives religiöses Leben gibt es im Süden und Südosten von Kosovo um die Städte Dragash/Dragaš, Gjilan/Gnjilane und Prizren. In anderen Gebieten haben die Moscheen stark unter Besuchermangel zu leiden.

 

Katholische Kirche

Es gibt etwa 65.000 katholische Albaner, dazu kommt noch eine kleine Gruppe katholischer Roma und Kroaten. Sie sind in 23 Pfarreien aufgeteilt, in denen 55 Priester arbeiten. Bis zum Jahr 2000 gehörten die katholischen Kosovaren zum Bistum Skopje und Prizren, dann wurde der mazedonische Teil abgetrennt und eine eigenständige Apostolische Administratur Prizren gebildet. Im Gegensatz zu den Muslimen sind die Katholiken in Kosovo politisch aktiv: Katholiken gründeten die Partia Shqiptare Demokristiane e Kosovës PSHDK (Christdemokratischen Partei von Kosovo) die zwei Abgeordnete im Parlament stellt. Allerdings ist auch eine große Anzahl von Muslimen Mitglied der PSHDK. Die meisten katholischen Priester gehören dem Orden der Franziskaner an und wurden in Bosnien-Herzegowina, Kroatien oder Slowenien ausgebildet.

 

Serbisch-Orthodoxe Kirche

Der Kosovo ist ein wichtiges Zentrum der serbischen Orthodoxie und beherbergt den Erzbischöflichen Sitz des Patriachats von Peć sowie die Eparchie von Raszien-Prizren. Einige der bedeutendsten und ältesten Kirchen und Klöster der Serbisch-Orthodoxe Kirche, insbesondere das Kloster Visoki Dečani, befinden sich in Kosovo (siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Kosovo). Die autokephale Serbisch-Orthodoxe Kirche ist ihrem Selbstverständnis nach Bewahrerin einer serbischen Kultur und Identität. Während der Ära Milošević unterstützten anfangs weite Teile des Klerus dessen serbisch-nationalchauvinistische Politik. Als deren negative Folgen für die Serben selbst immer deutlicher zutage traten, gingen sie auf Distanz. Nach Beendigung der Nato-Luftangriffe wurden 1999 nach Angaben von Vertretern von UNMIK 76 orthodoxe Kirchen, Klöster und Kapellen zerstört. In der Zeit nach dem Einmarsch der KFOR wurden der serbische Bischof Artemije von Raszien und Prizren und der Mönch Sava vom Kloster Dečani zunächst politische Sprecher derjenigen Kosovo-Serben, die eine Zusammenarbeit mit der UNMIK befürworteten. In den letzten Jahren hat der Klerus seine Rolle als Sprecher der Serben allerdings größtenteils an kosovo-serbische Politiker abgetreten. Bei den gewalttätigen Ausschreitungen im März 2004 kam es erneut zu Zerstörungen von serbisch-orthodoxen Kirchen und Klöstern, woraufhin die KFOR den Schutz dieser Gebäude verstärkte.

 

Feiertage

Feste Feiertage sind der 1. Januar, der 1. Mai, der 28. November (albanischer Nationalfeiertag) und der 25. Dezember(Weihnachtsfest). Variable Feiertage sind Ostern, Bajram (Feier am Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan) und Kurban bajram (Islamisches Opferfest).

 

Medien

Neben dem staatlichen RTK existieren verschiedene private Fernsehsender, unter anderem RTV 21, RTV Plus (Musiksender), KTV und das nur regional empfangbare TV Mitrovica.[37]

 

Literatur

Eine eigenständige albanische Literatur entwickelte sich in Kosovo erst nach dem Zweiten Weltkrieg. In der 1949 gegründeten literarischen Zeitschrift „Jeta e re“ (Neues Leben) konnten die albanischen Schriftsteller Jugoslawiens erstmals publizieren. Mitte der sechziger Jahre wurde in Jugoslawien begonnen, in nennenswertem Umfang albanische und kosovo-albanische Literatur herauszugeben.

Mit der Gründung der Universität Pristina im November 1969 hatten die albanischen Kosovaren erstmals Zugang zur höheren Bildung in ihrer Muttersprache. In der Folge kam es in den siebziger Jahren zu einer ersten Blütezeit der albanischen Literatur in der Region.

Anders als in Albanien konnte sich die Literatur relativ frei von ideologischen Zwängen entwickeln. Da viele Kosovo-Albaner ständig oder zeitweise im westlichen Ausland lebten, suchten sie den Anschluss an zeitgenössische Tendenzen der modernen westlichen Literatur.

Bekannte kosovo-albanische Schriftsteller sind:

  • Hivzi Sulejmani (* 1912; † 1975), dessen Kurzgeschichten und Romane in den fünfziger und sechziger Jahren eine große Leserschar fanden;
  • Esad Mekuli (* 1916; † 1993), Lyriker, gründete 1949 die erste albanischsprachige Literaturzeitschrift Jugoslawiens Jeta e re (dtsch.: Neues Leben), die er bis 1971 als Chefredakteur leitete.
  • Enver Gjerqeku (* 1928), Lyriker, der die klassischen Formen bevorzugt
  • Din Mehmeti (* 1932) gilt als Vertreter moderner albanischer Lyrik.
  • Azem Shkreli (* 1938; † 1997) Lyriker und Prosaist, thematisierte in seinen frühen Versen das Leben der Bergbewohner.
  • Anton Pashku (* 1938; † 1995), Kurzgeschichten, Romane und Dramen, er gilt als Meister psychologischer Darstellung, sein Werk scheint beeinflusst von Franz Kafka oder Robert Musil;
  • Nazmi Rrahmani (* 1941) schildert in seiner Prosa das kosovo-albanische Dorfleben;
  • Ali Podrimja (* 1942), moderner Lyriker, bekannt in Kosovo und in Albanien, gilt als herausragender Vertreter moderner Lyrik.
  • Beqë Cufaj (* 1970), in Deutschland lebender Schriftsteller und Journalist.

 

Architektur

Siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Kosovo

 

Sport

Schon vor der Unabhängigkeit gab es viele landesweite Sportverbände, die allerdings erst jetzt auf internationaler Ebene in Erscheinung treten, so das Olympische Komitee, der Fußball-, Basketball-, Handball- und Tischtennisverband. Im Gegensatz zu einzelnen Vereinen dürfen die Nationalmannschaften des Kosovo bisher überwiegend nicht an internationalen Turnieren teilnehmen.
 
 
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